Über die eigenen Verhältnisse leben! Jeder kennt diese Redewendung. Im Allgemeinen bezieht sie sich auf die finanziellen Verhältnisse. Ein Mensch gibt mehr Geld aus, als er hat oder einnimmt.
Jemand, der jahrelang über seine finanziellen Verhältnisse gelebt hat, findet sich früher oder später in einer desaströsen Situation wider. Meist geht es nicht gut aus.
Wir können jedoch nicht nur im Finanziellen über unsere eigenen Verhältnisse leben, sondern auch im Psychischen und Physischen. Haben Sie sich schon einmal gefragt, ob Sie über Ihre eigenen Verhältnisse leben? Ihre psychischen, seelischen und kräftemäßigen Verhältnisse?
Besteht eine Ausgewogenheit zwischen dem, was Sie schaffen und wollen und dem, was Sie schaffen können. Wie sieht es mit ihrer to do Liste aus? Ist sie wirklich realistisch? Oder rührt sie her aus einem Wunschtraum alles zu schaffen? Wie steht es um Ihr Engagement um ihre Kinder, die alten Eltern, die Enkel, die kranken Familienangehörigen, Ihren Job und sonstige weitere Verpflichtungen? Sie zerreißen sich, um es allen recht zu machen? Und immer gibt es noch etwas, wofür Sie sich zusätzlich einsetzen könnten oder müssten? Es hört nie auf.
Urlaube, Sport, Freizeitgestaltung, ursprünglich einmal Wege zur Entspannung werden zu Events aufgewertet, die auf den sozialen Medien gepostet werden. Schaut her, wie toll ich aussehe, welch aufregende Reisen ich mache, was ich alles kann. Auch Freizeit wird nur noch unter dem Zeichen der Prestigeaufwertung gesehen. Ich habe gelesen, dass die Wahl des Urlaubsortes vornehmlich von der Tauglichkeit für die sozialen Medien bestimmt wird. Es geht nicht mehr um das eigene innere Erleben, sondern darum, wie es bei den anderen ankommt.
Wir rackern uns ab, um gut anzukommen oder um unseren strengen Maßstäben gerecht zu werden.
Was tun wir uns damit an?
Leben wir hier nicht auch über unsere Verhältnisse? Haben wir uns schon einmal gefragt, was wir uns damit antun? Was kostet uns dieses Leben auf der Überholspur?
Jemand, der über seine finanziellen Verhältnisse lebt muss zunächst einmal wissen, wieviel Geld er zur Verfügung hat.
Haben wir uns in einer ruhigen Minute schon einmal gefragt, wieviel Kraft wir für unser Leben zur Verfügung haben?
Weiter in der Kostenrechnung: Wieviel Geld benötige ich für laufende Kosten? Wieviel Kraft brauche ich für meinen ganz gewöhnlichen Alltag?
Zum Schluss: Welche finanziellen Gewinne mache ich? Was kommt an Geld rein?
Auf das Psychische bezogen würde es bedeuten: Was gibt mir Kraft, wo tanke ich auf?
Das alles sind sehr wichtige Fragen, denen man sich stellen sollte, wenn man spürt, dass das Leben aus den Fugen gerät.
Wenn das Leben aus den Fugen geraten ist, fühlt man sich meistens zunächst heillos überfordert. Aus Überforderung entsteht Stress. Aus Stress entsteht Angst.
Irgendwann hat man nur noch Angst. Sie steht voll im Zentrum des eigenen Erlebens, sie wird groß und größer.
Eigentlich steht Stress aus Überforderung. Überfordert ist man immer dann, wenn man über die eigenen Verhältnisse lebt.
Es lohnt sich also, immer wieder mal zu schauen, wie es um die eigenen Verhältnisse steht.
Wenn uns das Leben plötzliche Veränderungen vor die Nase setzt und wir mit diesen Überforderungen klar kommen müssen, dann kann es ratsam sein, sich in dieser Zeit der Überforderung Hilfe zu holen. Ein zweiter Blick auf Ihre persönliche Kostenrechnung kann Ihren Blick erweitern und Ihnen helfen, nicht ins Minus zu geraten.