Wer macht sie nicht, die halb unbewussten Kritzeleien beim Telefonieren?
Hier entsteht etwas, das sich unserer Kontrolle entzieht. Wir telefonieren und unsere Hand, losgelöst von unserer aktiven Kontrolle, vollbringt bizarre und rätselhafte kleine „Kunstwerke“. Bei Telefonkritzeleien hat kein Mensch den Anspruch ein Meisterwerk hervorzubringen. Sie entstehen fast unbewusst und es tut gut sie zu machen.
Warum diese Qualität des unbeabsichtigten Kritzelns nicht dazu nutzen, wieder kreativ zu werden?
Viele Menschen würden gerne wieder malen und zeichnen. Früher, als sie noch Kinder waren hat es ihnen so viel Spaß gemacht. Doch heute behaupten sie von sich: Ich kann nicht malen.
Das „gerne wollen“ steht gegen das „sich nicht zutrauen“. Wie so oft ist es unsere Bewertung, die uns sagt, was wir machen, sei nichts wert und nur reif für die Mülltonne. Vielleicht gehört etwas Frechheit dazu, seine Werke wertzuschätzen. Sie sich einmal genauer anzuschauen und Überraschendes zu entdecken, Dynamiken nachzuspüren und weiterzuspinnen.
In meinen Workshops oder bei meinem Mittwoch-Abend-Malkurs lasse ich die Teilnehmer zum Einstieg häufig mit der linken Hand und geschlossenen Augen zeichnen.
Sind sie fertig, schauen sie meistens ziemlich entsetzt auf ihr Werk. Nein, so haben sie sich das nicht vorgestellt. Sie wollten was Schönes malen und nun das!
Ich dagegen schaue mit einem anderen Blick auf solche Werke. Ich teile mit, was ich sehe, was ich entdecke, wie das Werk auf mich wirkt und was ich spannend daran finde.
Es geht hier nicht um gut oder schlecht auch nicht ums Können. Es geht allein darum, in einen spielerischen Zustand zu kommen, Spaß am Zeichnen zu haben, sich überraschen zu lassen und aufzuhören sich zu bewerten.
Nach dieser ausführlichen Kunstbetrachtung stelle ich Fragen: Was braucht deine Zeichnung jetzt noch? Was fehlt? Welche Stelle interessiert dich? Verstärke sie in einer anderen Farbe. Oder wir nutzen diese Kritzelei als Hintergrund für eine weitere Zeichnung. Die Bandbreite der Möglichkeiten ist riesig.
Es erfüllt mich mit Glück, wenn ich erlebe, wie die Teilnehmer nach anfänglicher Blockierung in einen Flow-Zustand kommen. Und zum Schluss stolz sind auf ihr widerspenstiges Werk, das sich den gängigen Zuschreibungen von schön und blöd entzieht.
Dann bin auch ich sehr stolz.
Neugierig geworden? Jeden Mittwoch um 18 Uhr finden wir uns zusammen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Buchen Sie ein Ersttelefonat für weitere Informationen