In meinem Praxisalltag kommt es immer wieder vor, dass Menschen Angst haben, sich ihren Gefühlen zu stellen. Sie denken, wenn sie sich ihrem Gefühl stellen, würde dieses Gefühl nie wieder aufhören. Sie haben Angst übermannt oder überwältigt zu werden. Sie haben Angst, dass dann etwas ganz Fürchterliches passieren könnte.
Nur im Falle eines schwerwiegenden Traumas ist es ratsam, seine Gefühle zu „containern“, sie z.B. gedanklich in einem Koffer zu verschließen und weit weg von einem selbst aufzubewahren.
Bei Gefühlen wie Trauer, Angst oder Wut ist es angebracht, diese überhaupt erst einmal wahrzunehmen. Oftmals sind diese Gefühle nämlich längst in uns und treiben ihr Unwesen, ohne dass wir uns dessen gewahr sind. Deswegen ist es ratsam sich immer wieder einmal zu fragen:
Wie geht es mir gerade jetzt eigentlich? Welche Gefühle sind da?
Gefühle sind wie kleine Kinder. Sie wollen wahrgenommen und akzeptiert werden. Wenn wir sie wahrnehmen und benennen, ist schon der erste Schritt getan. Wenn wir es in einem weiteren Schritt schaffen, diese Gefühle einfach da sein zu lassen, ist schon viel gewonnen. Ja, ich habe jetzt diese starken Gefühle. Das darf auch so sein. Das ist vollkommen ok so. Auch wenn wir mit diesen Gefühlen überhaupt nicht einverstanden sind und sie auf keinen Fall haben wollen, ist es ratsamer, diese starken Gefühle anzuerkennen und da sein zu lassen und sie im nächsten Schritt aktiv auch wieder loszulassen.
Wenn wir diese starken Gefühle schnell wieder loswerden wollen und uns gegen sie widersetzen, werden wir es schwer haben, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Für das innere Gleichgewicht ist es jetzt wichtig, diese starken Gefühle auszuhalten und anzunehmen: „Ja, jetzt bist du ganz furchtbar traurig, wütend oder hast große Angst. Das kann ich gut verstehen. Jetzt ist das so und jetzt darf das auch so sein. Das ist ok so.“ Sprechen Sie so mit sich selbst, dann werden Sie bemerken, dass die starken Gefühle sich schon bald wieder verziehen. Die Gefühle kommen und sie gehen. Manche stellen sich die Gefühle wie Wolken vor, die kommen und vorüberziehen.
Hirnforscher haben festgestellt, dass wir extrem starke Gefühle nur für etwa 90 Sekunden halten können. Zu mehr ist unser Gehirn gar nicht in der Lage
Wir dürfen nur nicht in Versuchung geraten an die aktuell schmerzhafte Gefühle weitere negative Gedanken zu koppeln, wie z.B.: Dieser Schmerz wird niemals aufhören! Mein ganzes Leben wird nun den Bach runtergehen! Ich habe alles falsch gemacht! Es wird nie wieder gut werden. usw.
An diese negativen Gedanken werden sich die nächsten negativen Gefühle heften, weswegen wir den Eindruck haben, das Gefühl würde niemals aufhören.
Deswegen ist es so wichtig, den Zusammenhang zwischen Gedanken und Gefühlen klar und deutlich zu erkennen.
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